Lindenhaus-Leiterin Tamara Moser und Trägervereinspräsident Matthias Meier-Moreno blicken auf ein anspruchsvolles Jahr zurück. Foto by Hans Peter Schläfli

Pressebericht Februar 2022

Jugendarbeiterin: «Es hat mir persönlich wehgetan, wenn ich jemanden ohne Zertifikat nicht hineinlassen durfte»

In schwierigen Zeiten ist Jugendarbeit doppelt wertvoll. So die Erfahrung der Verantwortlichen des Grenchner Jugendzentrums Lindenhaus. Ein Fest zum 50-Jahr-Jubiläum war nicht möglich.

Schutzkonzepte statt grosse Feste – die Pandemie prägte 2021 auch die Jugendarbeit in Grenchen. «In diesen schwierigen Zeiten war es für die jungen Grenchnerinnen und Grenchner nicht einfach, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten», fasst dies Matthias Meier-Moreno, Präsident des Trägervereins Lindenhaus, zusammen:

«Umso wichtiger wurde es, dass sie sich auch im vergangenen Jahr bei uns treffen und die zwischenmenschlichen Beziehungen pflegen konnten.»

Den Erfolg in Zahlen zu fassen, das sei schwierig, aber nicht unmöglich. In seinem Jahresrückblick zeigt er die Tendenzen auf: So hat das Team 128 Beratungsgespräche rapportiert. Das ist eine Steigerung um fast sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Oder anders gesagt: Zwei- bis dreimal pro Woche halfen die Betreuerinnen einem Jugendlichen bei einem Problem und zeigten Lösungswege auf.

Gleichzeitig professionell und einfühlsam

Bereits im sechsten Jahr wird das Lindenhaus durch Tamara Moser geleitet. «Wir erleben die positive Wirkung des Jugendtreffs jeden Tag, indem wir die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen beobachten.» So beschreibt sie ihre Motivation. Für viele sei der Jugendtreff wie eine zweite Familie. Erfreulich habe sich die Zusammenarbeit mit den Schulen entwickelt.

lindenhaus_gt02202203
Das Lindenhaus im Grenchner Schulquartier. Die Institution wurde letztes Jahr 50 Jahre alt. Ein Fest war leider nicht möglich. Foto by hps

 

Auch dazu kann Meier-Moreno Zahlen liefern: In neun Schulklassen durften die Jugendarbeiterinnen Tamara Moser und Melanie Stoller das Lindenhaus vorstellen, 16 Klassen machten einen Besuch und liessen sich die Angebote vor Ort zeigen.

Auch dazu kann Meier-Moreno Zahlen liefern: In neun Schulklassen durften die Jugendarbeiterinnen Tamara Moser und Melanie Stoller das Lindenhaus vorstellen, 16 Klassen machten einen Besuch und liessen sich die Angebote vor Ort zeigen.

«Kopf, Hand, Herz.» So beschreibt Sozialpädagoge Matthias Meier-Moreno die Art, wie das Lindenhaus früher funktionierte, als er selber noch hier angestellt war. Später sei er durch seinen Onkel Bruno Meier, einen der Gründerväter, dazu motiviert worden, als Präsident des Trägervereins die konzeptionelle Führung zu übernehmen. «Wir haben alle Papiere überarbeitet und klare Strukturen geschaffen.»

Trotz Pandemie ein offenes Haus

So wird es für das Team möglich, gleichzeitig professionell und mit viel Einfühlungsvermögen zu arbeiten. «Unsere Jugendarbeiterinnen verstehen es, mit den Kindern gute Beziehungen aufzubauen. Und durch eine sinnvolle Freizeitgestaltung mit Freunden werden auch die sozialen Kompetenzen gefördert.»

«Ich bin sehr froh, dass wir den Jugendtreff letztes Jahr offen halten durften, die Unterstützung der Stadt war grossartig»,

lobt Meier-Moreno. Und auch die Umsetzung der Schutzmassnahmen habe ausgezeichnet geklappt. «Soweit wir wissen, gab es im Lindenhaus keine Ansteckungen.»

Aber die Pandemie habe vor allem die Jugendlichen ab 16 Jahren hart getroffen, meint Tamara Moser. «Als für sie die Zertifikatspflicht eingeführt wurde, durften viele Jugendliche nicht mehr ins Haus, was sehr schade war. Manchmal haben wir ihnen Decken hinausgebracht, damit sie wenigstens im Garten miteinander sprechen konnten.»

«Aber es hat mir persönlich wehgetan, wenn ich jemanden ohne Zertifikat nicht hineinlassen durfte.»

Vielen Jugendlichen habe ein Ort ausserhalb der Familie gefehlt, wo sie ihre Probleme loswerden konnten. Dass sich nun das Ende der Zertifikatspflicht abzeichnet, sei sehr erfreulich, findet Tamara Moser. Und Matthias Meier-Moreno lobt: «Als Präsident des Vereins Lindenhaus erfüllt es mich mit Stolz, einem Jugendarbeiterteam vorzustehen, welches auch in Krisenzeiten standfest ist und aktive Kinder- und Jugendförderung betreibt.»

Das Lindenhaus geniesst einen guten Ruf

«Das Lindenhaus geniesst in Grenchen einen hohen Stellenwert und übernimmt in der Jugendarbeit eine wichtige Funktion.» So beschreibt Vizestadtpräsident Remo Bill die Sicht der Stadt auf die Institution. «Mit der Einrichtung steht den Jugendlichen ein für diese Altersgruppe wichtiger Treffpunkt ohne Konsumationszwang zur Verfügung.» Er lobt die professionelle Leitung, die viele gute Projekte umsetzt. Grenchen baue langfristig auf das Lindenhaus, sagt Bill. «Die Kooperation mit der Stadt ist in einer gerade aktualisierten Leistungsvereinbarung geregelt. Bei den Berichterstattungen darf jeweils festgestellt werden, dass eine erfreuliche Anzahl Teenager die Angebote nützt und schätzt.» Mit zusätzlichen Angeboten habe das Leitungsteam in der aktuell schwierigen Situation besonders wertvolle Arbeit für die Jugendlichen geleistet. «Nächstes Jahr möchten wir das 50-Jahr-Jubiläum nachholen. Das ist ein Beleg für die Wertschätzung, aber auch für die kontinuierliche Unterstützung durch die Stadt. Es wäre toll, wenn dieses Ereignis mit einer grösseren Veranstaltung gefeiert werden könnte.»

© Grenchner Tagblatt, 07.02.2022, Bericht von Hans Peter Schläfli. Fotos by Hans Peter Schläfli.

>> Bericht als PDF zum Herunterladen