Lindenhaus

Presse Bericht Mai 2023

«Es soll ein Ort der Begegnung sein»: Das Lindenhaus feiert am Samstag sein 50-jähriges Bestehen

50 Jahre Lindenhaus. Im Gespräch mit Tamara Moser und Melanie Stoller über die kommende Veranstaltung und ein Rückblick in die Geschichte des Kinder- und Jugendzentrums mit Bildern der Vergangenheit.

Kinder und Jugendliche sprühen mit Spraydosen Malereien an die Wände des Lindenhauses. Im Haus ist es lebendig und laut. Kinder mit verschwitzen Köpfen und mit dem Gspändli kichernd, geben Tamara Moser zum Abschied die Hand.

«Kannst du bitte auch Melä von mir Tschüss sagen», sagt ein Jugendlicher zu Moser. Ein anderer ruft die Treppe runter «Tschüss Melä!». Gemeint ist Melanie Stoller, Jugendarbeiterin im Lindenhaus.

«Sie dürfen kommen und gehen, wie sie wollen, aber wir verlangen, dass sie uns als Begrüssung und Abschied schnell die Hand geben», so Tamara Moser, Leiterin des Lindenhauses. Alle Kinder und Jugendlichen seien willkommen, lediglich beim ersten Besuch werden die Personalien aufgenommen. So könne man in einem Notfall die Bezugspersonen erreichen.

Heute werden Moser und Stoller mit zwei Jugendlichen Plakate fertigmachen. Denn am kommenden Samstag feiern sie 50-Jahr-Jubiläum: «Open House» im Lindenhaus.

«Für uns ist es toll, dass so viele Vereine, Institutionen und Einzelpersonen mitmachen», sagt Moser. Der Anlass wird breit gefächert sein – vom Lindenhaus aus wird es zum Beispiel eine Hüpfburg, eine Fotobox und einen Boxautomaten geben. «Für den Boxautomaten ist die Vorfreude bei den Jugendlichen gross», so Stoller.

Auch eine Nerf-Schlacht – was man sich wie Lasertag mit Schaumgummi vorstellen kann – wird es geben. Beim Hotdog-Stand werden die Jugendlichen aktiv einbezogen – auch freiwillig, wie alles im Lindenhaus.

Comic-Workshop und Cocktailbar

Kirchen an der Strasse und das Kulturhistorische Museum wurden angefragt, die Stadtbibliothek bietet einen Comic-Workshop an, die Blue Cocktail Bar alkoholfreie Getränke – die Liste ist lang und abwechslungsreich. Die Angebote sind gratis, bei manchen ist jedoch eine Anmeldung notwendig. Die Essensstände werden ihr Geld behalten, für das Lindenhaus ein «Non-»- oder gar «Minus-Profit»-Anlass.

Jugendliche und Kinder beim Ping-Pong spielen. Bild: zvg

Mit der Planung haben Moser und Stoller letzten Herbst begonnen. Sie freuen sich sehr, hoffen auf gutes Wetter und viele Leute. «Es soll ein Ort der Begegnung werden», so Stoller, «Ein riesiges Zusammentreffen von Leuten, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden.»

Auch Ehemalige werden wieder zusammentreffen. Organisiert durch Werner Schläfli, ehemaliger Präsident des Kinder- und Jugendzentrums. Eine Jamsession und ein Konzert der JZ-Revival-Bänd stehen auf dem Programm.

Das bietet das Lindenhaus an

Die offene Jugendarbeit richtet sich an Kinder und Jugendlichen aus der Stadt und Region Grenchen, die zwischen 10 und 18 Jahre alt sind. Ohne Unterschiede, welcher Herkunft oder welcher Religion sie angehören. Im Lindenhaus werden Beratungsgespräche, Bewerbungs- und Hausaufgabenhilfen, verschiedene Projekte durchgeführt.

Die Jugendlichen können im Treff die gemeinsame Zeit nutzen, um zusammen Musik zu hören, um zu tanzen, Billard oder Tischfussball zu spielen. Durch die vielen verschiedenen Räume hat das Lindenhaus die Möglichkeit, mehrere Aktivitäten miteinander anzubieten. Wie zum Beispiel Backen oder Kochen, Tanzen oder Gamen.

«2024 möchten wir gerne ein Lager organisieren», sagt Moser. Kostenlose oder zumindest kostengünstige und für alle zugängliche Tagesausflüge sind immer wieder auf dem Programm – Europapark, Seilpark, Lasertag. «Aber eine Woche zusammen unterwegs zu sein, wäre sehr toll.»

Der Blick zurück zu den Anfängen

Von einer Jugendbewegung, einer Baracke zu einem Verein. Das Lindenhaus hat in den letzten 50 Jahren viel erlebt. Eine kleine Zeitreise:

In den 60er-Jahren missglückte es verschiedenen Jugendvereinen, einen Jugendtreff in Grenchen zu organisieren. 1971 aber wurde der Verein «Komitee Jugendzentrum» gegründet, mit Bruno Meier als Präsidenten. Mitglieder waren zum Beispiel Pfadfinder, die Junge Kirche, der Zwinglibund, die Kritische Jugend.

Die zuständigen Behörden zeigten sich oft misstrauisch, und so begann der Verein, den Weg durch Institutionen zu beschreiten, um Interesse bei den Jugendlichen in Grenchen zu wecken.

Zwei Jahre später, 1973, lag das Hauptziel beim Bau und bei der Führung eines Jugendzentrums und beim Organisieren von Freizeitangeboten. Im gleichen Jahr bewilligte der Gemeinderat den ersten Bau eines «Jugendpavillons» im Lindenpark. Am 10. Januar 1974 fand die Eröffnung des provisorischen Jugendzentrums statt.

Jugendliche veranstalteten eine Demo

Zehn Jahre lang wurde das Zentrum von Freiwilligen geführt. In der gleichen Zeit entstanden von Mitarbeitern des Kinder- und Jugendzentrums verschiedene Aktionen. Wie zum Beispiel 1979 der Ferienpass, den es noch heute gibt.

Bruno und seine Frau Monika Meier waren treibende Kräfte in dieser Zeit. Am 1. Mai 1980 wurde mit Denis Mosimann die erste Fachperson eingestellt. Dieser leitete das Jugendzentrum bis 1995.

Jugendliche packten beim Bau des Jugendhauses an. Bild: zvg

1998 wurde der Pavillon langsam, aber sicher zu klein und das Projekt Jugendhaus Lindenpark wurde unter dem Präsidium von Werner Schläfli an die Hand genommen. Bruno Meier war unterdessen Kantonsrat geworden und machte seinen Einfluss geltend. Das Projekt wurde bewilligt. 6000 Stunden Fronarbeit leisteten die Jugendlichen, 60’000 Franken wurden gespendet und von der Einwohnergemeinde kamen 300’000 dazu.

Das Jugendzentrum erlebte daraufhin seine Höhen und Tiefen. Die Überalterung der Besucher, die Entwicklung Richtung autonomes Jugendzentrum mit rechtsfreiem Raum, Drogenkonsum sowie finanzielle Überlegungen der Stadt führten zu Schliessungsgedanken.

1999 konnte verhindert werden, dass das Jugendzentrum nicht in die Hände des Sozialamts überging, sondern bei der Jugendarbeit blieb. Trotz allen Widerständen, Jugendliche veranstalteten eine Demonstration, wurde das Jugendzentrum 2000 aufgrund eines politischen Entscheids geschlossen.

Ein neuer Name

Es wurde eine neue Trägerschaft gesucht und ein Leistungsauftrag erarbeitet. 2002 schloss die ISG Spielplätze eine Leistungsvereinbarung mit der Einwohnergemeinde ab und verpflichtete sich, am Lindenpark offene Jugendarbeit zu betreiben. Leiterin für die offene Jugendarbeit wurde Regi Lüthi, und das Jugendzentrum bekam den neuen Namen «Lindenhaus.»

2003 wurde ein Mittagstisch für Schulkinder im Lindenhaus eingerichtet. 2009 wurde Bruno Meier wieder Präsident. In dieser Zeit wurden professionelle Strukturen erarbeitet. 2013 wurde die Leitung des «Midnight Sports» als ein Projekt für Jugendliche übernommen.

2016 übernahm Matthias Meier-Moreno das Präsidium von Bruno Meier und führte die begonnene Professionalisierung weiter. Im gleichen Jahr wurde Tamara Moser als Leiterin angestellt. Mit Melanie Stoller kam eine zweite diplomierte Sozialpädagogin ins Haus.

Ballone, Konfetti, Girlanden: 1999 wurde ein Fest im Lindenhaus gefeiert. Bild: zvg

Hinweis

Das Jubiläumsfest «Open House» findet am Samstag, 3. Juni, von 14 bis 20 Uhr statt.

 

© Grenchner Tagblatt, By Lena Thommen. 30.05.2023

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